Berichte 2010
Pokal der Freundschaft - endlich 7m !
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- Erstellt: Montag, 08. Februar 2010 00:00
Anlässlich des 50-jährigem Jubiläums des „Pokals der Freundschaft“, dem Vergleichskampf zwischen Pfalz, Saarland, Rheinland, Luxemburg, Elsass und Lothringen, gab es eine Sonderausgabe als Hallenwettkampf nur in den aktiven Hauptklassen mit Startberechtigung für A-Jugend.
Zwar hatte ich mir Hoffnung auf eine Nominierung im Weitsprung gemacht, aber keinesfalls damit gerechnet, schließlich stehe ich ja nur auf Platz 4 der Bestenliste 2009 bei den Männern. Nachdem aber Christian Reif (Platz 1) durch konsequente Abwesenheit bei Pfälzer Veranstaltungen glänzt und sowieso nicht gestartet wäre, Manuel Loskyll (Platz 2) als B-Jugendlicher nicht startberechtigt war und Kevin Kupfer (Platz 3) bei den Pfalzmeisterschaften nicht angetreten ist wurde ich aufgestellt. Als A-Jugend Zehnkämpfer auf einem internationalen Vergleichskampf bei den Männern im Einzel, das versprach spannend zu werden. Dementsprechend auch meine Zielsetzung: Bloß nicht Letzter werden. Es war klar, die 7m müssen fallen. Zumal lockten 25€ Preisgeld für den 3. Platz und jeder Platz besser gibt schließlich auch Punkte für die Mannschaftswertung.
Leider hatte unser Verband keinen Bus für die Fahrt organisiert, sodass alle einzeln anreisen mussten. Dort angekommen stand die Frage im Raum, ob entweder Hürdenläufer Guido Weis oder ich unseren Kugelstoßer ersetzen soll, der nicht gekommen war, schließlich gibt es auch für den letzten Platz noch einen Punkt. Aus Zeitplangründen musste dann Guido (ebenfalls A-Jugend) mit der viel zu schweren Männerkugel ran.
Der Aufwärmbereich („Warm-up-area“) war eine kleine Turnhalle irgendwo tief unter der Halle. Der gesamte Gebäudekomplex war von einer solchen Größe, dass der Marsch durch die Katakomben fast Orientierungslaufcharakter hatte. An einem Tisch, welcher als „Callroom“ gekennzeichnet wurde, musste man sich anmelden, einmal eineinhalb Stunden vorm Wettkampf, dann einmal eine halbe Stunde vorm Wettkampf, bevor wiederum fünf Minuten später alle Athleten der Disziplin sich zum gemeinsamen Einmarsch in die Halle treffen sollten. Da sich aber niemand dran hielt wurde irgendwann der Weg zur Wettkampfhalle einfach ausgeschildert und es dem Athleten selbst überlassen rechtzeitig dort zu sein. Leider versäumte man es dies offiziell bekannt zu geben, sodass einige brav am Callroom warteten, obwohl die Kollegen schon längst auf der Anlage waren. Dann gings also los. Anlauf ausmessen, einspringen. Da Hansjörg nicht mitkommen konnte wurde ich von Sprintkadertrainer Jochen Allebrand gecoacht. Erster Probesprung mit vollem Anlauf passte gut. Die Kampfrichter kontrollieren die Anwesenheit, alle sechs Athleten sind da. Für die ersten drei Versuche sprang ich als Vierter. Dann der erste Sprung – und von meiner relativen Anlaufstabilität bei der Rheinland-Pfalzmeisterschaft war nichts mehr übrig. Halben Meter verschenkt, in der Luft vorne übergekippt, trotzdem 6,50m. Anlaufkorrektur, einen Fuß vor und voll druchlaufen. Zweiter Versuch - Naja, immer noch 30cm verschenkt, Landung besser – 6,74m. Kann man drauf aufbauen. Hintenraus zum Brett hin fehlt der Druck.
Dritter Versuch, noch einen halben Fuß vor und jetzt volle Kanne bis zum Brett. Landung war super, das Loch in der Sandgrube nahe der 7m Linie. Es wird gemessen und auf der Anzeige wird das Ergebnis aufgezogen. 6,75m – denke ich. Jubel aus dem Pfälzischen Block, ich frage mich warum und gehe zum Coach. „Super, jetzt riskieren, noch einen halben Fuß vor.“ Mein erster Sprung wo ich zumindest mit der Fußspitze ans Brett gekommen bin. Es wird die Reihenfolge neu sortiert, die Besten springen am Schluss. Zu meiner Verwunderung bin ich nicht erster, sonder zweitletzter Springer der neuen Reihenfolge. Gut, zwei von den 7,50m Weitspringern hatten bis jetzt nur ungültige Versuche. Trotzdem komisch. Vierter Versuch – mittelmäßig, immer noch kein Druck hinten, die Kampfrichter zeigen mir schon zum zweiten mal ohne Aufforderung, dass ich schon wieder vorm Brett abgesprungen bin. 6,75m – denke ich und gehe zum Coach. „Hast du noch ein paar Körner?“ fragt er angesichts meines drucklosen Anlaufs. Bis jetzt bin ich immer im fünften oder sechsten Versuch die beste Weite gesprungen. Und nehme mir vor jetzt endlich mal druckvoll zu laufen, davor will ich aber noch wissen wo ich gerade stehe und gehe zum Kampfrichter mit der Liste – und traue meinen Augen nicht:
Da steht hinter meinem Namen 7,02m im dritten Versuch!! Deswegen haben alle gejubelt und ich bin so weit hinten einsortiert worden. Woher das Missverständnis? Die Anzeigetafeln zeigen immer Startnummer und Ergebnis. Nur bei den Luxemburger Anzeigetafeln genau andersherum, als bei unseren Tafeln in Limburgerhof. Ich schaue also in die untere Spalte und lese immer die letzten beiden Ziffern meiner Startnummer 4075. Weil die Tafeln so schnell weggedreht werden ist mir das nicht aufgefallen. Mein vierter Versuch war tatsächlich nur 6,70m weit. Hochmotiviert gehe ich wieder an den Anlauf, übrigens der kürzeste aller Springer, wenn 7,02m mit dem guten, aber nicht überragenden 3. Versuch möglich waren, muss mehr gehen. Ging es aber nicht. 6,83m gut, aber nicht sehr gut. Ich schaffe es nicht zum Brett und habe meinen Anlauf inzwischen fast um einen halben Meter verkürzt. Der Coach meint: „Du hast eine reine Sprungweite von 7,20m“
Letzter Versuch, Platz 3 liegt bei 7,22m, das muss doch gehen!!
Ein letztes Mal das Klatschen der Pfälzer Blocks, aber der Sprung war Saft- und Kraftlos, wieder verschenkt, 6,50m, schlechter Abschluss.
Tja, vorbei. Platz 4. So richtig kann ich mich über die 7m nicht freuen. Aber es gibt noch einen Nachschlag. „Du läufst Staffel! Auf vier!“ wird mir auf der Tribüne gesagt. Eigentlich war ich nicht nominiert, aber mein nominierter Klassenkamerad und 800m-Läufer Patrick Schoenball, verzichtet auf seinen Staffelplatz, schließlich ist die Staffel nur eine halbe Stunde nach dem 800m Lauf.
Schnell die auf Verdacht mitgenommenen Sprintspikes gegriffen und wieder in die Katakomben zu den anderen drei Läufern. Gleich geht es wieder in die Arena. Erst laufen die Frauen – und die pfälzische Staffel wird wegen Positionswechsel beim Wechsel disqualifiziert. Bei der 4x200m Staffel ist nie klar wie und wo gewechselt wird. „Macht um Himmels Willen das was die Wechselrichter euch sagen und bewegt euch dann nicht!“ ruft der Coach von oben. Ohne die Wechsel auch nur ein Mal geübt zu haben geht es los. Stefan Estelmann, der überragende pfälzische Sprinter läuft an, Christoph Stephan, der überragende pfälzische Jugendsprinter läuft als zweites, da kann ja kaum was schiefgehen!
Und es lief! Christoph Stephan übergibt auf Position 2 liegend auf Guido Weis, den überragenden pfälzischen Hürdenläufer, der die Dritten weiter distanziert. Jetzt mein Einsatz. Ein Sicherheitswechsel, die ersten sind schon weit weg, bloß jetzt nicht versagen! 200m Volldampf. Und es hat gereicht. Mit 1:30,66min liegen wir eine Sekunde hinter den ersten und eine Sekunde vor den Dritten. Zweiter Platz!!!
Bei der Siegerehrung wird uns ein Umschlag mit 200€ übergeben, 50€ für jeden, mein erstes Preisgeld! Dann gibt es noch ein gemeinsames Abendessen mit der Bekanntgabe des Gesamtergebnisses zuerst aber einigen (längeren) Reden anlässlich des Jubiläums.
Die Saarländer gewinnen sowohl bei Frauen, als auch bei den Männern deutlich. Unsere Frauen teilen sich den zweiten Platz. Und auch wir werden Zweite – mit einem Punkt mehr als das Rheinland auf Platz 3. Ein Punkt Unterschied – Guidos Einsatz mit der 7,25kg Männerkugel hat uns tatsächlich den alleinigen zweiten Platz gesichert.
Pokal der Freundschaft – gerne wieder.
Andreas Niedenbrück